Über die Wichtigkeit von Prozessen
Das wissenschaftliche Denken ist, aus seiner Historie heraus, an Zuständen interessiert und orientiert. Diese lassen sich gut beschreiben und vergleichen. Es gibt nur statische Begebenheiten von „es ist“ oder „es ist nicht“. Der pure Dualismus, der ohne unklare und verwässernde Grautöne von „ein wenig“, „vielleicht“ oder „sowohl als auch“ auskommt. Der Strom fließt, oder eben nicht. Diese Sicht und Haltung gegenüber den Dingen hat sich aus den Anfängen der Wissenschaft entwickelt, die in der Physik zu verorten sind. Es lässt Dinge, Situationen, eben Zustände klar benennen, voneinander abgrenzen und erklärbar machen. Zu Beginn der wissenschaftlichen Entwicklung war dies ein bedeutender Schritt der Differenzierung, um aus der relativen Fremdbestimmung und der Abhängigkeit von übernatürlichen, göttlichen Kräften in eine Beteiligung am Leben im Sinne von Macht und Verantwortung zu kommen. In der Biologie jedoch, die nächste Wissenschaft die sich entwickelte, war die Dualität von Ja oder Nein nur noch zur Bestimmung der Arten nützlich. Diese hatte ein Merkmal oder auch nicht und waren von daher zu unterscheiden. In ihren Beziehungen, in ihrem Miteinander half dieser Blick auf die Dinge nur noch bedingt. Man half sich, indem man statistische Mittel einführte. „Es war“ oder „es war nicht“ mehr so, sondern es war in soundsoviel Prozent so. Die Idee einer Normalität wurde geschaffen, und somit automatisch die einer Abnormalität. Beides natürliche Erscheinungen des Lebens, die nur künstlich über diese wissenschaftliche Kategorisierung, Standardisierung und Intellektualisierung unterscheid- und trennbar wurden. Dies war auch wissenschaftlich nicht voll befriedigend und man widmete sich den Unterschieden. Das führte dazu, aus den unzähligen Bedingungen und Beziehungen einzelne herauszufiltern, die kausal für die Differenzen verantwortlich zu sein. Auch dies ging nur unter zu Hilfenahme der statistischen Normalität.
Die statistische Sicht ermöglicht einen Blick auf das Ganze, was auch immer das ist. Es hilft bei Wahrscheinlichkeiten und einer Gruppierung. Bei therapeutischen Fragen, die sich mit dem Einzelnen,seinem Schicksal und Möglichkeiten beschäftigen, ist es nutzlos. Wer will mir sagen, oder wie soll ich heraus bekommen, ob ich, meine Gegenüber zur Normalität oder zur Abnormalität gehören?